Frauen in Bangladesch haben mit vielen Problemen zu kämpfen:
Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet: Frauen werden oft Opfer häuslicher Gewalt, sexueller Belästigungen, Vergewaltigungen und Säure-Attentaten. Den betroffenen Frauen wird meist die Schuld an den Vorfällen gegeben.
Ebenfalls weit verbreitet ist die sogenannte Mädchenheirat, bei der Mädchen zum Teil schonmit 12 oder 13 Jahren verheiratet werden. Obwohl eine Heirat unter 18 Jahren gesetzlich verboten ist, wird die Mädchenheirat von großen Teilen der Bevölkerung akzeptiert. Ca. 40% der Frauen sind in Bangladesch bei der Heirat unter 18 Jahre alt. Dies stellt die Mädchen nicht nur vor große soziale und wirtschaftliche Herausforderungen. Problematisch ist auch die hohe Sterblichkeit der unter 18-Jährigen bei der Geburt eines Kindes.
Familien in Bangladesch zahlen für die Verheiratung ihrer Tochter eine hohe Mitgift. Auch dies ist trotz gesetzlichen Verbotes allgemein üblich und führt oft zu einer Überschuldung armer Familien.
Die schlechte Stellung der Frauen hängt insbesondere im ländlichen Bangladesch auch damit zusammen, dass Frauen meist nicht über ein eigenes Einkommen verfügen. Selbst wenn sie Arbeit haben, werden sie in der Regel sehr viel schlechter bezahlt als Männer. Insbesondere geschiedene Frauen und Witwen sind deshalb von Armut und Ausgrenzung betroffen.
Um dieser strukturellen Benachteiligung entgegenzuwirken, haben unsere Partner verschiedene Ansätze entwickelt: Das Einbeziehen der beiden Ehepartner in den Projektablauf, das Gründen von Frauenvereinigungen oder die Aufklärung über Frauenrechte sollen nachhaltig die Position der Frauen in der Gesellschaft stärken.
Frauen werden darin unterstützt, ihre Einkommenssituation zu verbessern. Wer Geld verdient, erfährt meist mehr Respekt und hat auch mehr Einfluss auf Entscheidungen.
Dipshikha und ASSB bieten außerdem Schulungen an, in denen Frauen und Männer zu wichtigen Themen aufgeklärt werden, zu Beispiel Frauenrechte, Konfliktbewältigung, Misshandlung von Frauen, Problem der Mitgift und der Mädchenheirat.
Die Frauen werden motiviert, sich in Gruppen zusammen zu schließen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Die Solidarität unter den Frauen ist groß, denn der Leidendruck ist enorm. Eine Gruppe erzählte, was sie bewirkt haben:
In diesem Dorf gab es bei einer Frau vor der Geburt ihres ersten Kindes Komplikationen. Ihr Mann erlaubte ihr aber nicht, ins Krankenhaus zu gehen. Die Frau verstarb daraufhin an den Folgen der Geburt. Kurz darauf kündigten sich bei einer anderen Frau in der Nachbarschaft ähnliche Schwierigkeiten an. Auch ihr Mann lehnte einen Krankenhausbesuch ab. Einige Mitglieder der Frauenvereinigung suchten daraufhin gemeinsam die Familie auf, mieteten eine Rikscha und brachten die Frau gegen den Willen des Ehemannes ins Krankenhaus. Die Frau und das Kind überlebten. Die Gruppe hat sich daraufhin entschlossen, gemeinsam zu sparen, damit sie für solche Situationen etwas Geld zur Verfügung haben.
Des Weiteren hat die Gruppe sich vorgenommen, Mädchenheiraten zu verhindern. Diese sind zwar gesetzlich verboten, finden aber weit verbreitet statt. Die Gruppe hat zunächst eine Liste aller jungen Mädchen in den umliegenden Dörfern erstellt. Die Gruppenmitglieder haben die Familien mit jungen Mädchen regelmäßig besucht und erreicht, dass in dieser Gegend im letzten Jahr kein einziges Mädchen unter 18 Jahren verheiratet wurde.
Rugina Begum wohnt in Tilna im Distrikt Naogaon. Mit 15 Jahren heiratete sie den Straßenhändler Aijul Hoque. Trotz täglicher harter Arbeit hatte das junge Ehepaar Schwierigkeiten, die Familie über die Runden zu bringen. Dann wurden Rugina Begum und ihr Mann Teil des Familienentwicklungsprogramms von Aloha Social Services Bangladesh (ASSB), das von Shanti unterstützt wird. Sie träumten von einem besseren Leben und ließen sich beraten, um zu einer erfolgreichen Geschäftsidee, einem höheren Lebensstandard und mehr Zufriedenheit zu kommen. Rugina Begum entwickelte einen konkreten Plan: Sie begann damit, zu Hause „Chanachur“ (ein bengalisches Knabbergebäck) und andere Süßigkeiten herzustellen, die ihr Mann verkaufte.
Ihre große Begeisterung und ihre Wünsche für die Zukunft wurden von ASSB weiter gefördert: Sie nahm an einem „Business Development Training“ teil, um ihre unternehmerischen Fähigkeiten und ihre Produktion auszubauen. So wurde Rugina Begum zur zentralen Versorgerin ihrer Familie, tatkräftig unterstützt von ihrem Mann. Heute fühlen sich beide der Verantwortung gewachsen und schaffen gemeinsam eine solide Basis für die Zukunft ihrer Kinder und Enkel.
Doch damit nicht genug: Rugina Begum wollte auch anderen Menschen vermitteln, wie wichtig es ist, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen, um etwas zu verändern. ASSB unterstützte sie durch ein „Leadership Training“, um Führungskompetenzen weiterzuentwickeln. Sie engagiert sich nun in der Dorfgesellschaft, ist insbesondere für Frauen die erste Ansprechpartnerin und wurde bei der letzten Wahl sogar in den Dorfvorstand gewählt. Rugina Begum übernimmt heute Verantwortung für sich und ihre Gesellschaft und geht mit gutem Beispiel voran!